Allzu oft werden in Organisationen Transformationen ohne die Menschen durchgeführt. Mach Betroffene zu Beteiligten! Dieser Schlüsselsatz bildet die Essenz des Buches. Das Buch beleuchtet nicht nur die goldenen Seiten, die Erfolgsstory einer Transformation, sondern auch die immer wieder auftretenden Hürden und Blockaden. In unserem Interview erzählt Franz Dinhobl mehr über sein neues Buch und das Thema Transformationsprozesse.

seminargo: Warum dieses Buch und wer ist die Zielgruppe?
Franz Dinhobl: Warum ein weiteres Fachbuch zum Thema Transformation ist eine gute Frage. Ich habe bei diesem Buch bewusst ein anderes Format gewählt. Ich wollte mit diesem Buch die Verknüpfung der Theorie mit der Praxis beschreiben, daher auch die Logbuchvariante einer realen Transformation, um zu den bereits vorhandenen, guten Fachbüchern ein Buch mit umfassenden Praxiseinblicken dazu zu stellen. Ich habe in vielen Veränderungs- und Transformationsprozessen alle Seiten kennengelernt: von der Transformation geplagte Manager, ambitionierte Projektleiter, aber auch geforderte Coaches, Berater und Organisationsentwickler – und vor allem verunsicherte Betroffene.

Das Buch soll Entscheidungsträgern Mut machen, als Inspiration dienen und sie auf herausfordernde bis unvorstellbare Situationen vorbereiten. Betroffenen einer Transformation soll das Ansporn geben, ihr eigenes Verhalten im Unternehmen mit dem Verhalten der Akteure im beschriebenen Transformationsprozess zu vergleichen. Daraus ergibt sich auch eine vortreffliche Möglichkeit der Selbstreflektion. Gleichzeitig soll mit dem Buch, bzw. auch mit den dazugehörigen Keynotes, die „awareness“ für Transformationsdynamiken bereits am Anfang eines Transformationsprozesses geschaffen werden.

seminargo: Sie beschäftigen sich schon lange und intensiv mit Transformationsprozessen. Was ist ihre größte Erkenntnis?
Franz Dinhobl: Es gibt nicht die eine, größte Erkenntnis, aber eine wesentliche möchte ich an der Stelle beschreiben. Transformationen sollen theoretisch von einer Vision, sprich von einem wünschenswerten Zustand, den die Organisation erreichen möchte, angetrieben werden. In der Realität ist es jedoch häufig anders. Die Motivation für eine Transformation entspringt einem Leidensdruck. Das ist auch in Ordnung. Es darf dann nur nicht vergessen werden im Laufe der Transformation die neue Vision und Mission zu integrieren. Auch ein weiterer Umstand ist zu beachten. Der erkannte Leidensdruck ist im Regelfall nicht allen Mitarbeiter des Unternehmens bekannt. Wenn ich möchte, dass die Mitarbeiter die Transformation unterstützen, dann muss ich sie auch zu Beteiligten der Transformation machen. Wenn dies nicht gelingt, werden die Mitarbeiter die Transformation aus einer Zuschauerrolle verfolgen.

seminargo: Was sind aus ihrer Sicht die häufigsten Misserfolgsfaktoren für Transformationsprozesse?
Franz Dinhobl: Da gibt es einige, jedoch die häufigsten sind die „Nichteinbindung“ der Organisation und die mangelhafte Kommunikation. In einer Transformation muss folgende Frage gestellt werden. Reden die Manager über die Organisation oder mit der Organisation?


Der Umgang mit der eigenen Unternehmensgeschichte ist auch ein entscheidender Erfolgsfaktor oder auch Misserfolgsfaktor. Bei erfolgreichen Transformationen muss die Unternehmensgeschichte integriert werden, erst dann ist Innovation möglich. Daraus ergibt sich der Begriff „Innogration“, die systemische Verbindung zwischen Innovation und Integration.

seminargo: Was sind kritische Phasen im Prozess und in welcher Phase scheitern diese häufig?
Franz Dinhobl: Die kritischen Phasen in einem Transformationsprozess stehen immer im Zusammenhang mit Widerstand. Menschen sind im Regelfall nicht sehr veränderungswillig und haben daher in Transformationen ein entsprechendes Beharrungsvermögen. Gleichzeitig ist Widerstand auch pure Energie, die als „Treibstoff“ für Transformationen nutzbar sein kann. Die vorgenannten Interventionen, wie mit der Organisation zu reden, die Mitarbeiter zu Beteiligten zu machen, können diese Energie für die Transformation nutzbar machen.


seminargo: Sie haben für ihr Buchcover die Metapher einer Ballonfahrt gewählt. Welche Botschaft steckt dahinter?
Franz Dinhobl: Eine Ballonfahrt über die raue See und eine Unternehmenstransformation haben viele Gemeinsamkeiten. Sie sind spannend, herausfordernd, überraschend und brauchen einen guten Plan und eine gute Vorbereitung und ein unbedingtes Wollen, denn nur dann ist auch vieles möglich.

seminargo: Welche Zusammenhänge gibt es zwischen dem Buch „ Erfolgsfaktor Unwissenheit - Unternehmenstransformation systemisch erklärt" und dem „innogrativen“ Transformationsansatz?

Franz Dinhobl: Hypothesen, Antworten & Best Practices direkt von mir erhalten Sie beim DIGITAL HUMAN RESOURCES FORUM "IT´S THE END OF HR AS WE KNOW IT ..." am 01. März 2021.