Die Corona Krise konfrontiert uns mit einem Gefühl, das viele Menschen eher selten und wenn, dann nicht in diesem Ausmaß haben, wie jetzt – nämlich mit der Angst.

Angst gehört neben Freude, Wut, Trauer, Scham und Ekel zu den sogenannten Grundgefühlen. All diese Gefühle sind positiv zu bewerten, denn sie helfen uns bei der Bewältigung von mehr oder weniger schwierigen Situationen. Sie entsprechen Kräften in uns, die wir brauchen, um mit den vorliegenden Gegebenheiten umgehen zu können. Diese Gefühle entstehen erst, wenn wir die Situationen bewerten. Ganz in diesem Sinne sagte schon Epiktet: „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben“.  Die Bewertung hinter der Angst ist „etwas ist furchtbar und gefährlich“.
 
„Furchtbar“ ist etwas immer dann, wenn es neu ist, und wir mit den momentanen Gegebenheiten nicht umgehen können. Unser bisheriger Erfahrungsschatz reicht für die Bewältigung der Situation nicht aus. Wenn wir etwas noch nie erlebt haben und plötzlich alles anders ist, brechen unsere gewohnten Strukturen und Abläufe weg. Wir brauchen daher neue Lösungsstrategien.
 
Ganz genau das passiert gerade seit dem Ausbruch der Corona Pandemie.
Alles ist neu. Kaum einer hat eine ähnliche Situation bereits einmal erlebt. Es gibt keine Erfahrungen, auf die wir zurückgreifen könnten. Die weitere Entwicklung ist ungewiss. Das erzeugt bei den meisten Menschen pure Angst – „es ist furchtbar“.
 
Aus den vielen Coachings – die wir mittlerweile virtuell durchführen – und unseren eigenen Erfahrungen wissen wir, dass diese Ungewissheit noch viel größere Angst erzeugt, als das Virus selbst. Wiederholende Themen sind momentan: Wie geht es weiter? Habe ich nächstes Monat meinen Job noch? Wie bezahle ich meine Rechnungen? Welche berufliche Rolle kann ich in naher Zukunft haben? Was ist meine Rolle als Führungskraft in dieser Krisensituation? Wie betreue ich meine Kinder zu Hause? etc. Die Angst hat uns gut im Griff!
 
Nun haben wir verschiedene Möglichkeiten, wie wir mit der Angst umgehen können.

Gar kein Umgang mit der Angst - Verdrängung
Die erste Möglichkeit ist, mit der Angst gar nicht umzugehen, weil wir sie verleugnen bzw. gar nicht wissen, dass wir im Grunde genommen Angst haben. In diesem Fall wird die Angst verdrängt. Wir verweigern die Tatsachen und tun weiterhin so, als ob alles in bester Ordnung wäre. Mit dieser Haltung sind  wir ganz weit weg von der wichtigen Akzeptanz und Anerkennung der Ernsthaftigkeit der Situation. „Es ist wie es ist“ – erst mit dieser Einstellung ist Veränderung möglich. Mit der Nicht- Akzeptanz und der Verdrängung der Angst befinden wir uns in einer irrealen Blase, in der wir die Realität verkennen. Das sind jene Menschen, die momentan ihr Leben unbeeinflusst von Corona weiterführen, sich nicht an die gebotenen Regeln halten und über die anderen „dummen“ Leute schimpfen.

Angst, die in die Lähmung führt  
Wenn Angst in großen Wellen auftritt und in die Lähmung führt, dann wird die Schattenseite der Angst gelebt. Die Situation ist so furchtbar für uns, dass wir keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Wir beschäftigen uns ständig mit der Krise und machen die Situation in unseren Gedanken noch größer, als sie im Grunde genommen ist. Das sind jene Menschen, die permanent jammern und ständig den Teufel an die Wand malen oder sich gelähmt zurückziehen. Heute erleben wir diese Reaktionen, wenn wir Aussagen hören wie „Oh mein Gott, wir werden noch alle an Corona sterben!“, „Es ist eh alles verloren. Wir können jetzt gar nichts mehr tun!“ Diese Haltung führt zu Stillstand, Ohnmacht und seelischer Not.

Angst, die in die Kreativität führt
Die dritte Möglichkeit, wie wir mit der Angst umgehen können ist, sich seiner eigenen Angst bewusst zu werden – diesen unangenehmen Zustand anerkennen - und sie in Mut und Kreativität zu verwandeln. Wenn uns das gelingt, dann schaffen wir es, die ureigene Kraft, die hinter der Angst steht, zu nutzen. Denn wir sind ja jetzt in einer neuen Situation. Wir haben ein Problem, das wir noch nie hatten. Alle unsere bisherigen Lösungen können wir nicht mehr anwenden. Also brauchen wir neue Lösungen! Die Angst gibt uns die Kraft, etwas Neues auszuprobieren. Wenn wir keine Angst hätten, würden wir ja niemals die Plage auf uns nehmen, neue Wege zu gehen. Das ist mühsam – also wozu sich anstrengen? Das schaffen wir nun mit der Kraft der Angst, die uns im Nacken sitzt. Die einzige Form, die Angst zu überwinden ist, sie anzuerkennen, und sich der furchteinflößenden Situation auszusetzen, alle Möglichkeiten durchzudenken, Entscheidungen zu treffen und dann in die Handlung zu gehen. Dass dies möglich ist, brauchen wir eine Vision für eine bessere Zukunft. Mit diesem inneren Bild entwickelt sich eine inspirierende Kraft, die uns hilft, die Enge der Situation zu überwinden. Die Angst behindert uns nun nicht mehr, sondern steht uns als hilfreiche Kraft zur Verfügung.
 
In Schillers Bürgschaft wird genau dieser Prozess großartig beschrieben:
 
Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,
Und Welle auf Welle zerrinnet,
Und Stunde an Stunde entrinnet.
Da treibt ihn die Angst, da fasst er sich Mut
Und wirft sich hinein in die brausende Flut
Und teilt mit gewaltigen Armen
Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

 
Genau diesen Prozess begleiten wir zurzeit in all unseren virtuellen Coachings.
 
Wir alle haben Angst. Wir alle fühlen sie eiskalt. Dies wissend und anerkennend wollen wir nun wieder ins überlegte Denken und Handeln kommen. Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich nun für mich? Mit welchen neuen Inhalten sollte ich mich jetzt auseinander setzen, vor denen ich mich bisher gedrückt habe? Welche neuen Tools muss ich einsetzen? Welche neuen Kundengruppen könnte ich ansprechen? Welche neuen Kooperationen sollte ich nutzen? Welche neuen Rollen gibt es für mich? Etc., etc… Nachdem wir mit der Angst an unserer Seite alles durchdacht haben, entwickeln wir die nötige Kraft, die neuen Ideen auch umsetzen. Wir etablieren wieder den wichtigen Dreischritt:  Fühlen – Denken – Handeln
 
Überlegen Sie nun, was Ihnen in der jetzigen Krise  bei diesen drei Schritten helfen könnte. Erfahrungsgemäß ist der Austausch mit anderen Menschen immer sehr hilfreich. Achten Sie jedoch darauf, mit wem Sie sich austauschen. Gehen die anderen Menschen mit der Angst kreativ oder destruktiv um? Umgeben Sie sich mit Menschen, die konstruktiv denken und handeln. Gott sei Dank haben wir heute die neuen Medien, mit denen wir dies auch online machen können. Lassen Sie sich nicht von destruktiven Menschen anstecken oder von der negativen Dauerberieselung der Nachrichten deprimieren. Informiert zu sein ist gut und wichtig, da wir Informationen für unsere eigenen Denkansätze und Entscheidungen brauchen. Es ist jedoch absolut nicht nötig, uns mit allen bedrohlichen Details aus den Nachrichten auseinander zu setzen. Achten Sie darauf, welche Informationen wirklich wichtig sind und welche Sie hingegen mutlos machen. Gehen Sie regelmäßig körperlichen Aktivitäten nach, um negative Stresshormone abzubauen. Bewegung hilft, um Dinge in Bewegung zu setzen. Stellen Sie sich Ihrer Lernbiographie und erinnern Sie sich an die damit verbundenen Angsterfahrungen. Entdecken Sie dabei auch jene Ressourcen, die Ihnen schon oft geholfen haben das Leben zu meistern.
 
Zögern Sie nicht, sich professionell helfen zu lassen. Auch unsere Coaches stehen für die Reflexion und Entwicklung neuer Lösungen virtuell oder telefonisch zur Verfügung. Unser Ziel ist es immer, trotz der Angst die nötige Handlungsfähigkeit wieder herzustellen.
 
Momentan kämpfen viele mit ihren inneren Dämonen, die in der Krise aus der eigenen Vergangenheit wieder auftauchen. Alte Verletzungen und Traumata erwachen und konfrontieren diese Menschen mit einer „alten“ Angst, die aus einem anderen Kontext stammt und zusätzlich lähmt. Ein Gespräch mit einem professionellen Coach kann jetzt helfen, diese Vermischungen zu lösen, die Problemtrance zu unterbrechen und neue Aspekte, Blickwinkel und Optionen zu entwickeln. In diesem Sinne kann Ihnen diese Krise dabei helfen, sich selbst besser kennen zu lernen und alte Muster hinter sich zu lassen.
 
Treten Sie mit uns in Kontakt und entdecken Sie Ihre Kräfte hinter der Angst!

Unser Office ist MO-FR von 09:00 bis 13:00 Uhr für Sie da.
 
Wir wünschen Ihnen viel Kraft und bleiben Sie gesund!